„Pick-Up-Artists“

Der „Pick-Up-Artist“ Bican hat den Prozess gegen den Asta der Uni Frankfurt vorerst verloren:
Das Landgericht Frankfurt hat dem AStA der Uni Frankfurt am 22.12.2016 Recht gegeben:
Der „Pick-Up-Artist“ Bican hatte in einem Eilverfahren im Januar 2016 eine instweilige Verfügung vor dem OLG Frankfurt gegen den AStA erwirkt, die diesem die Verbreitung zweier Artikel, in denen der Sexismus der sog. „Pick-Up Szene“ kritisiert wurde, untersagt. Im Hauptsacheverfahren vor dem Landgericht Frankfurt wurde die Unterlassungsklage nun abgewiesen.
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Aufruf zur kritischen Prozessbegleitung:

Am Donnerstag den 24. November findet der Prozess gegen den Frankfurter „Pick-Up-Artist“ Bican statt. Der „PuA-Artist“ ist Teil eines weltweiten sexistischen Netzwerkes, welches in Seminaren sexuelle Übergriffigkeit und Rape Culture lehrt und lernt (mehr dazu siehe unten auf dieser Seite).

Bican verklagt (u.a.!) den Asta der Uni FfM, weil der Asta zwei Artikel in der Astazeitung abdruckte, die Bican als übergriffigen Sexisten bezeichnen und seine Praxis als „PuA-Coach“ kritisieren.
Schon Anfang des Jahres hatte das Oberlandesgericht versucht, mit einer einstweiweiligen Verfügung den Asta zu zwingen, solche kritische Berichterstattung zu unterlassen.
Nun geht der Prozess weiter und wir sind gespannt, ob das Gericht sexualisierte Gewalt der „Pick-Up-Szene“ in Form von Bicans Praxis legitimieren wird oder verurteilt.

„Pick-up-Artists“ praktzieren ihr übergriffiges sog. „Flirten“ täglich völlig selbstverständlich in der Öffentlichkeit ohne große, merkliche Gegenwehr. Dieser Raum muss ihnen genommen werden!
Kommt also zum Gericht; für queerfeministische Kämpfe gegen Rape Culture und Sexismus.
Für eine Flirtkultur der Mündigkeit und Lust aller Beteiligten, gegen gelebte Omnipotenz-und Vergewaltigungsphantasien selbsternannter „Verführungskünstler“.

24.11.2016
12 Uhr
Gerichtsstraße 2
Gebäude B

02-06-FANTIFA-03-06-AFBL

Mai 2016:
Im November 2016 wird ein Prozesstermin in Frankfurt stattfinden: Der Pick-Up-Artist Bican führt weiterhin seine Klage (u.a.!) gegen den Asta der Uni Frankfurt.
Weitere Infos folgen…

26.02.2016

Zahlreiche Politische Organisationen und Medienschaffende kämpfen gemeinsam mit Student*innenvertretungen gegen Sexismus und Zensur. Solidarität lässt sich nicht brechen. Sie wächst.
http://asta-frankfurt.de/aktuelles/zahlreiche-politische-organisationen-medienschaffende-kaempfen-gemeinsam-mit

25.02.2016
Auch wenn der „Pick-Up-Artist“ Bican mit seinen Anwälten nun auch gegen die anderen Asten vorgeht, lassen die sich nicht einschüchtern:
http://www.fzs.de/show/353715.html


24.02.2016
http://hessenschau.de/gesellschaft/studentenvertreter-muessen-artikel-ueber-sexismus-loeschen,asten-unterlassung-100.html

http://asta-frankfurt.de/aktuelles/nein-heisst-nein-goethe-uni-spricht-sich-gegen-sogenante-pickup-artists-aus


Bericht über die landesweite Solidarität verschiedener Asten mit dem Frankfurter Asta sowie den „PUA“-Kritiker*innen der Artikel in der Asta Zeitung:
http://www.fzs.de/352791.html

22.02.2016
Taz berichtet über die Solidarität landesweiter Asten:
http://taz.de/Pick-up-Artist-Streit-in-Frankfurt/!5279930/

20.02.2016
Asten solidarisieren sich Deutschlandweit mit uns und dem Asta der Uni FfM, der immer noch in gerichtlichen Auseinandersetzungen mit dem „Pick-Up-Artist“ Bican steht:

https://asta.tu-berlin.de/presse/keine-zensur-kritik-an-sexismus-studierendenschaften-und-studierendenverb-nde-ver-ffentlichen

 

21.01.2016
Deutschlandfunk
berichtet über die Klage im Interview mit uns und dem Asta:
http://www.deutschlandfunk.de/uni-frankfurt-streit-um-pickup-artists.680.de.html?dram:article_id=343169

20.01.2016
Die FAZ berichtet auch von der Klage des Frankfurter „Pick-Up-Artist“ gegen den Asta und kritische Berichterstattung:

Aufreißer-Seminare Harmloser Flirt oder sexuelle Belästigung?

Das Oberlandesgericht verbietet einen Bericht des Frankfurter AStA über Aufreißer-Seminare. Der Artikel kritisiert die Praktiken der Aufreißer als gewaltvoll. Eine Frauengruppe zählt 50 Übergriffe auf dem Westend-Campus
20.01.2016, von Denise Peikert, Frankfurt

„Es sei zum Beispiel allein schon frauenverachtend, davon auszugehen, dass bestimmte Flirttechniken bei jeder Frau Erfolg bringen. Die Techniken, mit denen „Pickup Artists“ arbeiten, kritisieren die AStA-Autorinnen als sexistisch und gewaltvoll. Sie gehören zu einer Gruppe, die sich an der Uni gegen „Pickup Artists“ engagiert. Rund 50 Frauen haben sich bei der „Fantifa“ gemeldet und von Anmachen berichtet, die sie als übergriffig empfunden haben. Das Muster sei dabei immer ähnlich gewesen: Die Männer haben den Frauen den Weg verstellt, sind körperlich auf bis zu zehn Zentimeter an sie herangerückt oder haben ihre Hände beim Sprechen so lange festgehalten, bis sich die Frauen losgerissen haben.“
http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/campus/asta-bericht-ueber-aufreisser-seminare-verboten-14021634.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

19.01.2016
Die hessenschau berichtet:
Asta beklagt Zensur von Sexismus-Kritik Gericht stoppt Studenten-Artikel über Pick-Up-Artist„:
http://hessenschau.de/gesellschaft/asta-darf-nicht-ueber-pick-up-artist-berichten,asta-olg-100.html

und auch die taz berichtet über unseren Artikel und die Klage des Pick-Up-Artists in FfM:

„Die Argumentation des Gerichts macht die feministische Antifa (Fantifa) Frankfurt fassungslos: „Das Szenario wird entpolitisiert“, sagte ein Mitglied der taz. Es gehe nicht mehr um die sexistischen Vorfälle, sondern um die Persönlichkeitsrechte des Aufreißers. „Das ist gerade in der aktuellen Zeit mit Köln usw. ein Skandal.“Die Fantifa sammelt seit einem Jahr Berichte von Frauen, die auf dem Campus belästigt und bedrängt wurden. „Das ist eine Form von Gewalt. Die Frauen hatten teilweise traumatische Erfahrungen“, sagt die Vertreterin.“
http://www.taz.de/Pick-up-Art-an-der-Uni-Frankfurt/!5269088/

Der Leiter des Casanoca Coachings vergleicht das Handeln des ASta FfM mit dem NS:

 

18.01.2016
Neuer Beitrag in der FR über die Klage, die der Pick-Up-Artist Bican gegen den Asta der Uni Frankfurt fürhrt:

http://www.fr-online.de/campus/goethe-universitaet–pick-up-artist–verklagt-asta,4491992,33532072.html

14.01.2016
Im Folgenden dokumentieren wir die Pressemitteilung des Asta Frankfurt, der aktuell von einem Frankfurter „Pick-Up-Artist“ wegen der kritischen Bericherstattung gegenüber der „Pick-Up-Szene“ verklagt wird:
(http://asta-frankfurt.de/aktuelles/olg-zensiert-studentische-berichterstattung-stellt-demokratische-selbstverwaltung-frage)

OLG zensiert studentische Berichterstattung und stellt demokratische Selbstverwaltung in Frage

Datum der Veröffentlichung: Donnerstag 14.1.2016

Am 11. Januar 2016, hat das Oberlandesgericht Frankfurt mit einer einstweiligen Verfügung die Kritik an sexualisierter Gewalt und Pick-Up-Artists unterbunden. Der AStA wird die Einstweilige Verfügung nicht hinnehmen.

Der Zeitung der Studierendenschaft wurde mit dem Urteil untersagt, sexistische Übergriffe zu thematisieren. Ausgehend von Übergriffen auf dem Campus haben sich mehrere Autor*innen diesem Thema und dem ihm inhärenten Sexismus gewidmet. An der Uni wurden Frauen angesprochen und übergriffig belästigt mit Techniken, die sich der Pick-Up Artist-Szene zurechnen lassen.

„Es ist bezeichnend, dass sich gerade jetzt in Deutschland die juristische Auseinandersetzung mit  Pick-Up-Artists nicht auf die gewalttätigen Übergriffe bezieht, sondern auf die Frage, ob über diese berichtet werden darf“, sagt Johannes Fechner, AStA-Zeitungsredakteur.

„Im Klartext bedeutet das Urteil, dass Sexismus und mackerhaftes Auftreten nicht nur am Campus, sondern in der gesamten Gesellschaft stattfinden und dass sich Studierende wie ich nicht auf den gebotenen Plattformen damit auseinandersetzen dürfen“, empört sich eine Autorin der betreffenden Artikel.

Die Problematik der Pick-Up Artists ist seit dem sexistischen Video des Pick-Up-Szenevertreters Julian Blanc immer mehr in die Öffentlichkeit gerückt. Nun versuchen viele deutsche Vertreter, sich von einer gewalttätig-sexistischen Variante ihrer Ansätze und Techniken zu distanzieren, um den öffentlichen Ruf und das Geschäft mit ihren Aufreißer-Seminaren nicht zu gefährden.

Dazu gehört, wie es scheint, auch, dass kritische Recherche unterbunden und diffamiert wird. Letztendlich wird auf diese Weise die strukturell sexistische Pick-Up-Artists-Szene als solche legitimiert“, kritisiert Karla Ónodi, AStA-Referentin für Kommunikation.

Ein solcher Eingriff in die Pressefreiheit gelingt offensichtlich nur, durch eine politische Zurechtbiegung des Rechts:

Der ursprüngliche Vorwurf gegen Identifikation und Verdachtsberichtserstattung reichte für einen Erfolg des Beschwerdeführers vor dem LG bei Weitem nicht aus. So mussten im Laufe des Verfahrens händeringend weitere Anschuldigungen zurecht gelegt werden. Der neue Vorwurf:  Die demokratische Selbstverwaltung der Studierenden dürfe solche gesellschaftlichen Phänomene gar nicht erst erörtern oder kritisieren.

So heißt es in dem Urteil:

„Bei der Pick-Up-Artists-Szene handelt es sich erkennbar um ein Phänomen von allgemeiner sozialer Bedeutung, das die Öffentlichkeit, insbesondere Frauen jüngeren Alters gleichermaßen angeht und Fragen der Hochschulpolitik oder sonstige studentische Angelegenheiten nicht in besonderer hochschulspezifischer Weise betrifft. Allein der Umstand, dass einerseits auch Studenten an der Universität Frankfurt am Main […] der Pick-Up-Szene angehören und andererseits Studentinnen zu deren Zielgruppe gehören, vermögen den von § 96 Abs. 2 HHG geforderten Hochschulbezug nicht zu begründen.“

Dazu Kim K: „Das Urteil bewegt sich also bloß auf einer formalen Ebene. Dass auf die inhaltlichen Fragen nach Sexismus gar nicht mehr eingegangen wird, blendet das eigentliche Anliegen der Artikel aus. Gleichzeitig wird durch diese Zensur die Notwendigkeit der Debatte deutlich.“

Daniel Katzenmaier, AStA-Referent für Hochschulpolitik, merkt an:

„Es gab bereits einige Zeitungsartikel über den Gegenkläger und sogar einen Beitrag der ARD, wo er seine Pick-Up-Taktiken vorführt. Dass er ausgerechnet bei einem kritischen studentischen Artikel sofort Rechtsmittel einlegt, ist fragwürdig. Auch in der Friedrich-Ebert-Stiftung hat der Antragsteller eine Sexismus-Debatte ausgelöst. Es besteht also durchaus Interesse zur Berichterstattung. Insbesondere besteht Interesse für die Studierendenschaft, wenn dies auf den Campus geschieht.“

„Wir werden die Einstweilige Verfügung in keinem Fall hinnehmen. Jetzt muss im Hauptverfahren entschieden werden“, kündigt Valentin Fuchs, AStA-Vorstand, an. „Schließlich hat das Landesgericht ursprünglich für uns entschieden. Dieses nun neu gefällte Urteil ist ein Angriff auf die demokratischen Rechte der Studierenden. Der AStA vertritt die Interessen der Studierenden und bietet ihnen Plattformen zur Artikulation, das müssen wir verteidigen.

Für weitere Informationen: vorstand@asta-frankfurt.de

25.10.2015
In der Zeitschrift Isopot der Gesellschaftswissenschaften der Uni Frankfurt ist ein Artikel von uns über „Pick-Up-Artists“ im öffentlichen Raum mit de TitelPick-Up-Artists“ im öffentlichen Raum – whose streets…? Eine Beobachtung eines sexistischen Gesellschaftsphänomenserschienen. Er ist auch online einsehbar:
https://fachschaft03.files.wordpress.com/2015/10/isopot1.pdf
https://fachschaft03.wordpress.com/isopot/

 

01.09.2015:
Unser Artikel über „Pick-Up-Artists“ ist in der aktuellen Ausgabe der Astazeitung erschienen:

http://asta-frankfurt.de/sites/default/files/dateien/aktuelle-ausgabe-asta-zeitung/astazeitung082015aktuell.pdf

 

29.Mai 2015:

Pick-Up-Artist und Casanova – eine künstlerische Technik der Liebe?

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Ein von Julian Blanc gepostetes Diagramm, welches eine Art  Anleitung (für „Pick-Up-Artists) der Anwendung von Macht & Gewalt gegenüber Frauen* darstellt.

 

In dem von der AWO getragenen Verein K12 (Kriegkstraße 12) im Frankfurter Gallus gibt es jüngst Auseinandersetzungen um die politische Ausrichtung des Vereins. Ende 2014 übernahm ein neuer Vorstand ruckartig die Leitung des Vereins. [1] In dem neuen Vorstand der Kriegstraße 12 ist ein selbsternannter Pick-Up-Artist der Frankfurter Flirtagentur Casanova Coaching, Bican, aktiv. Die Agentur möchte Männern* Techniken vermitteln, um „Frauen zu verführen“ (Casanova Coaching).
Der aktuelle Vorsitzende des K12, Farzam Arianfar, verharmlost die Aktivitäten seines Mitstreiters Bican und behauptet in der Frankfurter Rundschau Bican sei „nicht frauenfeindlich“.[2]
Die Pick-Up-Szene und somit auch Bican E. als ein Teil von ihr ist jedoch selbstverständlich frauen*feindlich. Etwas anderes zu behaupten ist nicht nur naiv, sondern viel mehr Ausdruck eines reaktionären und sexistischen Gesellschaftsverständnisses, welches leider noch viel zu oft geltende Normalität für sich beanspruchen darf und kann.

Das Selbstverständnis des, unter anderem von Jusos in der SPD getragenen, neuen Vereins in der Kriegkstraße lautet auf facebook unter anderem: „Wir wollen es nicht einfach hinnehmen, in einer Gesellschaft zu leben, die auf der wirtschaftlichen, rechtlichen und politischen Missachtung Einzelner oder ganzer Gruppen aufbaut.“
Doch die sogenannte Pick-Up-Szene baut auf genau solch einer politischen Missachtung der Rechte, Haltungen und Mündigkeit von Frauen* auf. Wie passt das zusammen?

Die Pick-Up-Szene im Allgemeinen und Bicans Arbeitsgeber, die Agentur Casanova Coaching im Besonderen, sind nicht lediglich für „Flirt-Coachings“ zuständig. Ziel der Szene ist es, in kürzester Zeit mit so vielen Frauen* wie möglich zu schlafen, bzw. sie zu letzterem auf mehr oder weniger subtile Weise zu zwingen. Dies belegen zahlreiche Foren, Kundenmeinungen und Blogeinträge der selbsternannten „Verführungskünstler“.

Die Pick-Up-Szene wurde vor allem durch Julien Blanc bekannt. Jener ruft unter anderem in seinem Unternehmen Real Social Dynamics offen, direkt und ohne Scheu zu Vergewaltigung an Frauen* auf. In den Coaching Seminare empfiehlt jener „Frauen*versteher“ den Männern*, Frauen* mit Gewalt – sein bekanntester „Trick“ ist der Würgegriff – zum Sex zu bringen; getreu nach dem Motto „sie wolle es doch auch“. Ein Youtube-Video von Blanc zeigt ihn in einer Fußgängerzone Tokios, wie er Frauen* am Nacken packt und ihre Köpfe in seinen Schoß stößt. Mit Flirten, Koketterie oder auf gegenseitigem Respekt aufbauender erotischer Annäherung hat das nichts zu tun. Daher verwundert es nicht, dass Blanc den Ausdruck „Verführen“ für sich in „Führen“ umgewandelt hat; Frauen* bekäme man schließlich nur ins Bett, wenn man sie führen könne. Sein Ziel: Macht über Frauen* und ihre Körper auszuüben, Dominanz auf Widerstand aufzubauen (denn ein deutliches „nein“ der Frauen sei nach Blanc erst der genuin weibliche Ausruf des Wunsches nach Sex), Unterdrückung und Vergewaltigung zum männlichen* Prinzip zu erklären.

Bicans Coaching in der Agentur Casanova in Frankfurt am Main tritt in harmloser erscheinendem Gewand auf. Laut Bican ginge es bei dem Pick-Up-Coaching darum, „man selbst zu sein“ und „in sich selbst zu investieren“. „Authentizität“ sei ihm wichtig, denn nichts sei schlimmer als „Fake“. „Man selbst sein“ ist selbstverständlich nur Männern* vorbehalten, denn dies ist nach Bican Ausdruck der Männlichkeit per se. Wenn eine Frau* meint, Mündigkeit und eigene Entscheidungskraft sei Ausdruck ihrer selbst, so weiß Bican sofort, dass dies nur eine „Masche“ ist. Sagt eine Frau* nein zu seinen „Flirtversuchen“, so ist dies für ihn erst recht Anreiz, sie weiter zu belästigen. In einem von der ARD gedrehten Videoclip[3] von 2014 ist Bican zu sehen, wie er Frauen* in der Frankfurter Fußgängerzone anspricht. Zu seiner „realness“ gehöre es „ehrlich zu sein“, indem er Frauen* die ihm gefallen – diese sind, wie nicht anders zu erwarten, alle dem normativen Schönheitsideal entsprechend jung, dünn und großbusig – sage: „hey, du hast schöne Brüste, einen schönen Hintern.“ Von Gewalt in der Szene distanziere sich Bican. Mit „ein bisschen Humor“ könne er auch erfolgreich sein. Das Ziel, möglichst viele Frauen* ins Bett zu kriegen, teilt Bican. Er selbst glaubt bloß, er besäße einen „Werkzeugkasten“ (Casanova Coaching) durch welchen er physische Gewalt an Frauen* nicht benötige. Selbst wenn dem so wäre, dann ist und bleibt die Art und Weise der Überredung, der Belästigung, der psychischen Einengung – all das was die Pick-Up-Artists verharmlosend „Techniken“ nennen – schlechterdings auch Gewalt.

Pick-Up-Artists wie Bican versprechen Männern* mit den richtigen „Skills“ hundert prozentigen „Erfolg“ bei Frauen*. Sie glauben daran, dass sich Flirten und Koketterie professionell technisieren ließe und durch die Anwendung der Techniken Frauen* „nicht anders können“ als sich von ihnen “verführen“ zu lassen. Durch diesen Glauben an die immer gleiche Wirksamkeit der redundanten Flirttechniken – Bican findet jeden Frau* die er in genanntem Video anspricht „so verdammt hübsch“ und will mit allen „einen Kakao trinken gehen“ – stellen sich die Männer* als dominante, wissende Akteure dar, während Frauen* zu austauschbaren Waren objektiviert werden. Denn wenn ein und dieselbe Technik für alle Frauen* gültig sein soll, dann müssen die Pick-Up-Artists ihrer eigenen Logik nach annehmen, dass alle Frauen* gleich sind; ergo keine individuellen Subjekte. Andernfalls bräuchten sie Millionen verschiedene Techniken oder müssten anerkennen, dass Flirten nur dann Flirten ist, wenn alle Beteiligten es wollen.

Das von dem Soziologen Georg Simmel beschriebene Spiel zweier (oder mehrerer) Flirtpartner*innen hingegen basiert fundamental auf der Möglichkeit, sich mündig für oder gegen einen Flirt zu entscheiden. Das Flirten ist für Simmel deswegen interessant und zuweilen erotisch, weil es stets mit der Ungewissheit operiert, ob die andere Person sich annähern wird oder nicht. Ungewiss ist das Begehren der anderen Person also, weil ich von der Möglichkeit ausgehen muss, dass sich die andere Person jederzeit abwenden kann.
Diese Ungewissheit und die stets anwesende Möglichkeit, nein zu einem Flirt zu sagen, kann es im Pick-Up-Coaching nicht geben, sonst wäre die erfolgsversprechende Technik keine Technik mehr und die Anwendung derselben scheiterte. Daher bauen Bicans Anmachen und die seiner Kollegen fundamental auf einer Machtasymmetrie auf: Frauen sind „Objekte“ da ihr mögliches nein ohnehin nicht akzeptiert wird, da es in der Technik nicht vorgesehen ist, während Männer* aktive Subjekte sind.

Seltsam mutet in diesem Kontext zudem die Selbstbezeichnung „Artist“ an: Ist jemand, der für sehr viel Geld lernt, wie man „Frauen* ins Bett kriegt“, ein Künstler? Was hat das Erlernen von Techniken der Unterdrückung mit Kunst zu tun? Ist es kreativ, zwanzigmal täglich Frauen* mit dem gleichen Spruch anzumachen?

Unbeachtet bleibt, und das ist trotz der abstoßenden Tragik dieser Szene interessant, dass durch die Betonung des Coachens, Lernen, Weiterbildens und Bearbeitens von Maskulinität und Männlichkeit* sich letztere noch in ihrer zwanghaft heterosexuellen Typologie als eine Geschlechtlichkeit herausstellt, die nicht qua Geburt gegeben ist, sondern erlernt werden muss. Schließlich können, so Maximilian Pütz (Leiter Casanoca Coaching), Bican & Co, alle Männer* die zuvor schüchtern, zurückhaltend und emphatisch waren – in den Pick-Up-Artist Augen also als unmännlich – lernen, „richtige Männer“ zu sein.

In diesem Sinne ist Bican als Teil der Pick-Up-Szene Ausdruck eines antifeministischen Roll-Backs an dem sogenannte Maskulinisten, die selbsternannten Gender-Gegner bei Pegida, Hogesa, AfD, CDU, CSU (usw.!) aber auch der allgemeine konservative Normalzustand beteiligt sind.

Den selbsternannte Verführungskünstlern und Maskulinisten sei hiermit der Kampf angesagt!
Für eine Flirtkultur der Mündigkeit und Lust aller Beteiligten, gegen gelebte Omnipotenz-und Vergewaltigungsphantasien.

fantifa.frankfurt

 

*Die Sternchen im Text kennzeichnen, dass es sich um Identitäten handelt, die unklare Ränder haben, nicht natürlich und nicht mit sich selbst identisch sind.

[1]    http://www.fr-online.de/frankfurt/gallus-konflikte-bei–kriegkstrasse-12-,1472798,30545648.html..
[2]     Ebd.
[3]     https://www.youtube.com/watch?v=S4tes7RJ8cA.

 

10.05.2015

Lektüreempfehlung:

http://www.amica.de/liebe-psychologie/liebe-sex/ziel-in-sieben-stunden-zum-sex-das-sind-die-miesen-maschen-der-pick-up-kuenstler_id_3006267.html

Erfahrungsberichte

 

Da es in letzter Zeit vermehrt zu übergriffigem Verhalten durch sogenannte“Pick-Up-Artists“* an der Goethe Universität Frankfurt (aber auch darüber hinaus in der ganzen Innenstadt gekommen ist, haben wir uns dazu entschlossen, Berichte darüber zu sammeln.

Solltet ihr davon betroffen sein und/oder falls Ihr Informationen zu den Vorfällen teilen möchtet, habt ihr die Möglichkeit Euch an folgene Email Adresse zu wenden:

 

info_pickupartists_uebergriffe@web.de

 


10 Gedanken zu „„Pick-Up-Artists“

    Ranicki sagte:
    30. Mai 2015 um 18:16

    Hi, erstmal danke, dass ihr das zur Sprache bringt. Julian Blanc ist jedoch nicht der Begründer der Pick-Up-Szene. Das ist nicht recherchiert worden. Ansonsten hätte ich mir vielleicht noch mehr Polemik gewünscht, weil dieser „Pick-Up“-Trend eine wirklich unsagbare Scheiße ist.

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      fantifa.frankfurt geantwortet:
      31. Mai 2015 um 12:39

      Hallo,
      über weitere Texte, gern auch in stichfester Polemik, würden wir uns freuen! Denn zu dem Thema ist ja bisher noch zu wenig öffentlich diskutiert worden.
      Es stimmt: Blanc ist sicher nicht DER Begründer der Szene, aber jemand, der sie enorm popularisiert hat.

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    Peter sagte:
    2. Juni 2015 um 23:25

    Hallo zusammen,
    es ist auf jeden Fall nachvollziehbar, dass man einen solchen Eindruck von den Pickup Artists erhält – vor allem durch Julian Blanc. Ich habe ein Video zu ihm gefunden, das man sich unbedingt anschauen muss, um sich näher mit dem Thema auseinanderzusetzten:

    Bitte auch um eure Meinung 😉

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    Felix Haber sagte:
    6. Juli 2015 um 20:10

    Was soll das heißen „Maskulinisten der Kampf angesagt“? Das ist doch der gleiche Mist, wie der Pick-Up-Kram, mit anderen Worten: Stellvertretend für unmündige Frau*innen, die nicht für sich selbst sprechen und handeln können, wird jetzt gekämpft. Die Geisteshaltung der Pick-Up-Artist*innen ist offensichtlich und steht für sich selbst. Gegen gewalttätige Übergriffe gibt es Mitmensch*innen und die nachfolgende Aufarbeitung den Rechtsstaat*in. Dieser aufgesetzte Feminismus ist frau*innen-verachtend, wie der Maskulinismus, den es vorgibt zu überwinden: Die Frau ist schwach, sie kann sich nicht selbst befreien, für sie muss gekämpft werden. Rassistisch und menschenverachtend.

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    Peter sagte:
    25. August 2015 um 18:57

    Da kein Kommentar seit 3 Monaten zu meinem Beitrag gekommen ist, möchte ich noch einmal daran erinnern. Bitte setzt euch besser mit einem Thema auseinander und verurteilt Leute nicht nach einer genaueren Recherche. Dies betrifft vor allem Bican, über dessen Coaching Inhalte Ihr euch offenbar nicht ausführlich informiert habt. Natürlich gibt es schwarze Schafe und der Inhalt bei einigen dürfte schlichtweg schlecht sein. Nichtsdestotrotz dürfte es klar sein, dass die Coaching Industrie auch seine Vorteile bietet. Sogar Julien Blanc macht in dem oben geposteten Video Sinn.

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      fantifa.frankfurt geantwortet:
      1. September 2015 um 23:01

      Hallo,
      womit und wie wir uns mit den jeweiligen Gegenständen auseinandersetzen, entscheiden wir selbst.
      Die von Dir gewählte Rhetorik, uns zu „bitten“ oder aufzufordern, wie wir unsere Texte schreiben, ist unangebracht.
      Wir freuen uns natürlich, wenn es Hinweise und Kritik an unseren Analysen gibt. Aus Deinem Beitrag geht allerdings kein Argument hervor,
      auf das wir hätten reagieren können.

      Was sind es denn für „Vorteile“, die die „[…] die Coaching Industrie[…] bietet“?
      Das Sexist*innen ökonomischen Mehrwert durch den Verkauf vermeintlicher Verführungstechniken akkumulieren? Das einige „PUA“-Männer* endlich selbstbewusst Frauen* flachlegen können? Dass sie nicht mehr allein sind, sondern ein organisiertes Kollektiv gefunden haben?

      „[…] Julien Blanc macht […] Sinn“? Was soll das heißen?
      Es macht sicherlich Sinn innerhalb bestehender heternormativer Machtstrukturen, dass es jemanden wie Julien Blanc gibt. Schließlich ist er keine Ausnahme, sondern eine Paradebeispiel der sexistischen Normalzustandens dieser Gesellschaft. Was darüber hinaus als „Sinn“ an ihm auszumachen ist, müsstest Du ausführen.

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        Bernd Lauert sagte:
        14. Januar 2020 um 2:52

        Eine Kritik wäre das Ihr Techniken ablehnt. Nun sind die im Pick-Up verwendeten Techniken nicht neu, sondern finden sich auch in zahlreichen Handbüchern zur Kommunikationspsychologie bzw. Therapiemanualen für Psychotherapeuten oder in Rhetorikratgebern.

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    Der wilde Mann sagte:
    23. Dezember 2016 um 19:46

    Wenn ich diesen Artikel so lese mache ich mir ernsthafte Gedanken über die mentale Verfassung der Autorin!
    Aus diesem Artikel kann man nichts anderes als einen latenten Männerhass ableiten, vermutlich ausgelöst in der Kindheit durch den alles beherrschenden Vater. Da bietet dieses Krebsgeschwür das sich Feminismus nennt natürlich Menschen wie ihnen eine tolle Plattform.

    In welcher Welt leben sie bitte ?
    Was ist denn daran schlimm wenn ein Mann selbstbewusst ist und eine Frau die ihm gefällt auf der Straße anspricht ?
    Ob es dann letztendlich zu einem treffen oder mehr kommt entscheidet immer die Frau selbst.
    Hier einfach alle Männer die einen besseren Umgang mit Frauen lernen wollen über einen Kamm zu werfen ist absolut unpassend. Schwarze Schafe gibt es sicherlich, aber die gibt es überall!
    Wenn sie sich Gedanken um Manipulation machen, gibt es deutlich wichtigere Themen als Männer die Frauen ansprechen.

    Bitte erzählen sie mir doch einmal, wie ihrer Meinung nach ein Mann eine Frau die er toll findet
    kennen lernen soll. Ohne seinen Mund aufzumachen und mit ihr zu reden wird das sicher nichts.
    Menschen wie sie zerstören das wenige Selbstbewusstsein was die meisten Männer da draußen noch haben.So etwas wie Pickup ist nur eine Gesellschaftlich Antwort darauf das grundlegend etwas schief läuft, Männer haben nur Probleme und greifen auf Pickup zurück weil sie Angst haben ihre Männlichkeit auszuleben, ganz genau wegen Menschen wie ihnen die Hexenjagd machen auf Männer die selbstbewusster und sich persönlich weiter entwickeln wollen.

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    maddox sagte:
    3. Januar 2017 um 11:58

    Das ganze hier ist ja echt Quatsch. Nicht nur habt ihr ein komisches Männerbild (Männer wollen vergewaltigen) sondern auch gar keine Ahnung von pick up. Klar sind routinen und so für den Arsch. Aber wenn man zum ersten mal versucht Mädels anzusprechen braucht man halt erst mal eine Richtlinie, danach redet man einfach frei. Pick up hat meine Schüchternheit so gut wie beseitigt. Ich hab mal in drei Wochen 40 Frauen angesprochen hab 8 Nummern bekommen und hatte am Ende sehr schöne dates (mit einer davon mehr) mit vier verschieden Frauen, ohne irgendwelche Techniken, einfach du selbst sein. Die meisten Dinge die mir Frauen sagen wenn ich sie anspreche sind „Danke das du mich angesprochen hast“, “ Das hat mir echt den Tag versüsst“, „Finde ich sehr mutig, mach das weiter so“. 95% reagieren sehr positiv darauf, selbst wenn sie kein Interesse an mir haben. Mein ganzes Leben hat sich dadurch verändert und ich bin einfach ich selbst ohne Manipulation oder sowas. Wenn dieser Bican oder Julien komische Sachen sagen die man mit Frauen machen sollen dann muss man das klar verurteilen, aber bitte nicht alle über einen Kamm scheren.

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      Bernd Lauert sagte:
      14. Januar 2020 um 2:56

      Die Leute können sich Flirten oder Kontaktanbahnung nur als sexuellen Übergriff oder schlimme Manipulation vorstellen. Der letzte Satz im Artikel ist Quatsch, und es bleibt für alle ein Geheimnis wie man denn nun richtig flirtet.

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